AUFBLICK
Gebändigt von harter Frohn
wird schwer mir das Haupt.
Laß mich bei Dir sein,
Du, an die ich allein
mein Lebtag geglaubt.
Sieh, meine arme Seele strebt
zu Dir empor wie ein Baum
und bebt
und wartet erregt
auf den großen Frühlingstraum.
Gebändigt von harter Frohn
wird schwer mir das Haupt.
Laß mich bei Dir sein,
Du, an die ich allein
mein Lebtag geglaubt.
Sieh, meine arme Seele strebt
zu Dir empor wie ein Baum
und bebt
und wartet erregt
auf den großen Frühlingstraum.
TRAUMGESICHT
Der Mond stand wie ein Segel überm Haus
und weithin floß ein Strom von Sternen.
Mein Herz fuhr in die Nacht hinaus
und fand das Deine irgendwo im Fernen.
Und träumend halb und halb bewußt
sah ich, wie sich die beiden froh vereinten:
zu süßer Lust
und wie uns tausend Mütter meinten.
FRÜHLINGSBITTE
O wie traumhaft schön zu schauen
ist die Welt in diesem blauen
klarkristallnen Frühlingsschein.
Sonne will mein Herz entfachen
und ein helles Mädchenlachen
kichert leise, leise hinterdrein.
Du, mit dem Marienscheitel,
blondes Mädel, sei nicht eitel,
komm in meinen jungen Tag;
daß die Glut des Ueberhebens
in der Andacht Deines Lebens
rein und ruhig werden mag.
MORGENWEIHE
Das blaue Zwielicht will in Gold zergehn.
Ich höre schon die eichnen Türen schlagen
und frischen Wind vor meinem Fenster wehn.
Nun möchte ich durch das verklärte Land
Sturm laufen und Dir den Frühgruß sagen,
doch eine fromme Scheu hält mich gebannt.
Vielleicht erschreckt mein aufgeregtes Blut
Dein Herz, das von Empfindsamkeit getragen,
noch in den schönsten Purpurträumen ruht.
Will nur wie eine Glocke sein, die sich
durch die gedämpfte Morgenweihe tastet
und leise, leise klingeln: "Liebst Du mich . . .?"
Indes das Leben fern vorüberhastet.
AUFFORDERUNG
Komm in Deinem weißen Kleide,
liebe, wunderblonde Frau.
Sieh, der Himmel ist so blau
und ein Märchenreich die Heide.
Unsre Hände ganz inein,
immer weiter wolln wir gehn
durch das purpurne Geleucht,
bis die Bäume silbern stehn
und die Nacht uns goldne Kronen reicht.
BRAUTFAHRT
Morgen werden alle Glocken singen,
morgen wird Dein junges Herz aufspringen
und Dein Blondhaar grün bekränzt.
Wirst erlöst von abendblassem Wähnen
durch den Flor süß hingeschluchzter Tränen
schaun wie, von der Sonne überglänzt,
sanft beschwingt sich ein paar Ruder rühren,
Dich in meine Arme zu entführen.
MEINE SEELE
Meine Seele fließt zu Dir hinaus,
bis sie silbern wie ein Sternlein wird.
Mein Begehren rankt sich um Dein Haus,
bis ein wunderheimlich Fenster klirrt.
Wie ein Rosenstrauch entbrennt mein Herz,
und ein goldnes Vöglein spinnt und spinnt,
bis wir ganz verschwistert sind.
DAS DANK ICH DIR . . .
Was ich aus Reim und Rhythmus je gebaut,
all jene krausen Versgebilde,
hat Deine Augenseele mir vertraut.
Du bist das Klingende in mir, das Milde,
der immerfließende Gedankenstrom,
der mich hinüberträgt in Sterngefilde.
Du ragst in meinen Tag hoch wie ein Dom
und hast mein Herz erhöht, das Nacht darniederbog;
warst mein Damaskus, warst das goldne Rom,
dem all mein Pilgern froh entgegenzog.
NUN IST SO WUNDERVIEL . . .
Nun ist so wunderviel von Dir in mir,
daß ich mit allen Wünschen ausgesöhnt,
daß sich mein jugendheißes Wanderblut
an dieses engen Hauses Haft gewöhnt.
Des Lebens Kümmernis und bunten Lärm
hast Du in reine Harmonie getaucht,
darinnen Deine fromme Gütigkeit
aufgeht und ihren schönsten Duft verhaucht . . .
Zu vollen Versgeflechten ründet sich
was tief in mir an Traumgedanken schlief;
und Du und Deiner Liebe Wunderschaft
sind meiner Lieder Kehrreim und Motiv.
ZUFLUCHT
Die Fenster gehn in tiefe blinde Nacht;
schlafäugig schaun vom Sims die bunten Winden.
Ein Regenlied ist leise aufgewacht
und sirrt und klirrt, bis wir uns zärtlich finden.
All meine Schwermut taut vom Herzen los
und wie ein Vöglein, das vom Sturm verschlagen,
duck ich beseligt mich in Deinen Schoß
und muß Dir tausend liebe Worte sagen.
AUS MIR WIRD EIN KIND GEBOREN
Der Gäste Aufbruch ließ uns endlich allein.
Silberne Schleier der Dämmerung
legten sich schwer auf Gerät und Gemach.
Hinter den Gärten rauschte der Wildbach tief und dunkel.
Und am Straßenrande
klangen die blitzenden Kronen der Pappelbäume
hell wie Ministrantenglöckchen.
Feiner verstörter Regen rann
und leise klirrten die Fenster.
Dachpfannen klapperten den Takt dazu.
Ein Knistern, fein wie Seidengeflüster,
kam aus Deinem blonden gelösten Haar.
Und ein Duft zog von Dir zu mir.
Groß ward Dein Auge
und ohne zu wollen,
neigten wir Haupt zu Haupt
und sogen den Hauch unsrer Odems ein,
der wie eine geheime Macht
uns näher und näher aneinander zwang.
Wie unser Atem sich dann beflügelte!
Die Sinne wühlten in unserm Blut,
und mit inbrünstigem Schauern
gaben wir froh uns dem Wunder der Liebe hin . . .
Träumend halb und halb im Wachen
schlugst Du die schweren Lider auf.
Und eine himmelhohe Seligkeit
sprang leuchtend aus Deinen Augen.
Dein Mund, halb offen noch vom Aufschrei
fiebrischen Entzückens,
sang mir mit wunderbar gestimmtem
Tonfall ins Ohr:
"Du, ich habe einen Stern gesehn,
einen Stern hoch über unserer Hütte
sanft geneigtem Dach.
Alle Hirten kamen anzubeten
und von fernher drei Weisen,
die wohl Gold und Silber brachten." -
Ich aber fand nicht ein Wort
und doch war eine Fröhlichkeit in mir:
Siehe, auch Dir wird ein Kind geboren!
DIE LIEBSTE SPRACH:
Die vollen Halme biegen sich,
die Wipfel stehn in goldner Fülle.
Ich aber will in eine Stille
mich flüchten, die noch unentweiht ist,
und mich schmücken mit dem Mutterkleid.
Und wenn ich Dir das große Fest bereitet
und Deine Lippen wieder heiß in Sehnsucht beben,
dann soll mein Kind, Dein Kind die Antwort geben.
FEIERABENDIDYLL
Der Kinder Schlafgang läßt uns nun allein.
Dämpf etwas ab den grellen Lampenschein
und hol mir aus dem kleinen Bücherschrein
mein Lieblingsbuch: den Liliencron.
Und während Du aus schillernden Papieren
ein Spielzeug schnitzelst für den lieben Sohn,
will ich mit feierlich gestimmtem Ton
aus Poggfred einen Kantus deklamieren
und in des Dichters Traumland mich verlieren.
DA SPRANG DIE GIMME DEINES MIEDERS . . .
Ich ahnte Dich. Ich sah Dich schon vor Traum und Tag
durch meine aufgepflanzten Frühlingswiesen streifen.
Und jede Stunde ließ Dich und Dein Reich weitsichtbar reifen,
und Deine Stimme stand wie eine Lerche überm Hag;
bis ich den Atem Deines Munds wie Osterwind erfuhr,
Dein Haar wie die Gerüche blauen Flieders . . .
Mein Wille wuchs; gedämpfte Worte spitzten sich zum Schwur . . .
Da sprang die Gimme Deines Mieders. (S. 44)
HAFEN
Ruht der Tag ermattet nun im Zittergras:
schöne spinnverschleierte Legende!
Daß nicht Wind den zarten Schmelz entwende,
hält der Mond den schimmernden Opal
zier in Silberkrallen vor dem Schattenkrug.
Daß Dich nicht ein Späher niederschlug,
hetzten wir uns aus dem schüchternen Zusammen
stündlich zwischen Wiedersehn und Abschiedsqual.
Hier ist Hafen und geruhsames Ziel.
Dreimal, Liebste, laß Dein heißes Herz entflammen,
dreimalselig wiederholtes Lippenspiel,
Wünschen zu, die auf der Schwelle ruhn,
bis sie, wie aus jäh entriegeltem Gelaß,
erste Flügelschläge in den Himmel tun.
DEINE AUGEN SIND EIN KORNGRÜN WEIT. . .
Deine Augen sind ein Korngrün weit,
Zart Gewordnes, das den Mai erfuhr.
Jeder Tag weckt eine neue Gnade,
ein Erlösen mehr im Blickgelände
mit dem weißen Lerchenlied der Hände.
Deine Augen sind ein Korngrün weit
und ein Lächeln zieht darin die Spur
süßverliebter Pfade.
Jede Bitte, die ich heiß in Deine Augen strahle,
schwillt zur Frucht,
zwängt sich reif durch eine schmale
kußbereite Bucht.
Deine Augen sind ein Korngrün weit.
Spannt die Nacht darüber sternbestickte Tücher,
wächst verschwistertes Erglühn
aus dem Dom gewordnen Grün
und singt Psalme gottverbrämter Bücher.
DEIN MUND IST SAKRANMENT
Ein Springquell ist Dein Lippensaum.
Wie ein Geheimnis aus versperrtem Raum
springt Süße steil herauf vom Grunde.
Dein Mund ist Sakrament. Dein Mund ist Gral;
ich trinke Seele und ertrinke Qual.
Es trinkt sich gut von Deinem Munde.
Ein Springquell ist Dein Lippensaum.
Und wie es steiler schießt und weiter fließt
und wie ein Strom sich breit in mich ergießt:
will sich ein wunderseliges Entrücken
von Wahn und Welt zu uns hinüberzücken.
Wir schaukeln auf und nieder wie ein Feuerwall.
Wir reisen groß wie Sonnen durch das All.
WIR DUCKEN UNS TIEF . . .
Endloser Regen rinnt und rinnt.
Nebel spannen im Schreiten
zitternde Saiten von Wind zu Wind.
Alle Weiten rauschen heran.
Und die Bäume stapfen ums Haus wie Riesen
und werfen Gewitter herein.
Wir ducken uns tief! Wir krümmen uns klein!
Und unser verschwistertes Hand in Hand
wird grau, wie ein einsamer Strand,
überschwemmt und verwiesen.
WANDLUNG
Deine Seele spielte am Straßenrand.
Ich hob sie empor und trug sie ins Land
meiner Väter.
Aber Deine Augen, die blauen Verräter,
hatten Wünsche wie Sand am Meer.
Da gab es mein Herz daher,
Nun in Deinem gesegneten Schoß
mein Herz ganz leise sich wandelt,
sind alle Nächte kühl und wünschelos.
HERDFEUER
Nun Dein Mund sich streng verschließt
und ein Wahn mir Frost ins Herz ergießt,
fühl ich erst, wie wärmelos die Tage
niedergingen; jeder eine neue Plage,
jeder Keim zu einem bösern Traum.
Sieh, vom Herd sprühn Funken ins Gemach
rot wie Küsse; jeder der herniederbrach,
wird verschluckt von kühlen Kupferfallen;
doch wenn zwei zugleich zusammenprallen,
wird es plötzlich leicht und licht im Raum.
Laß uns nah genug und hell
in Verschwisterung zusammenrücken
und Entspanntes glühend überbrücken;
bis die Liebe, wie ein himmlischer Rebell,
plötzlich aufgewittert
uns Trophäen pflückt vom Lippensaum.
ICH WEISS DIE SCHICKSALSLINIEN . . .
Novembernacht, die kühl durchs Fenster rauscht,
versteint die Atemzüge und belauscht
die Fröstelstille, die wir beide schweigen.
So grau gefühllos ging noch nie ein Tag
ins Ungenaue. Und so weiß erschrak
noch nie der Mond vor Zwein, die sich entfremden.
Und doch weiß ich die Schicksalslinien Deiner Hand,
die sich der meinen schmalverstört entwandt,
wie eine klargeschriebne Schrift zu deuten:
daß zwischen uns und der verloschnen Glut,
Blutströme eines Neuen, das noch unreif ruht,
gleich einem Springborn auf und nieder schäumen.
UND DIE NACHT KOMMT ÜBER UNS
Mondbleich funkelt Dein Angesicht.
Eine einsame Stimme spricht
qualvoll verbissen:
"Ich ströme Blut zu dumpfern Finsternissen!"
Das tropft wie bittrer Wein
auf meine Zunge und lähmt den Willen.
Ich bäume mich wild unter dem Kettengewicht.
Da knistern durch die Pupillen
verschwisterte Schatten herein
und überdunkeln dein Angesicht.
Und die Nacht kommt über uns
wie der weiße Frost eines Totenmunds.
DIE JUNGE FRAU SPRACH:
Einst war ich Kind. Du kamst und nahmst es mir.
Nun bin ich weder Kind, noch tief in Dir.
Ein Neues spricht aus mir mit neuem Munde.
Ein Neues, das die Züge von zwei Zwistbeladenen trägt
und zweier Herzen Schläge so verschwistert schlägt,
wie einer unsichtbaren Uhr gesteilte Stunde.
O IHR AUFGESPARTEN ABENDSTUNDEN
O ihr aufgesparten Abendstunden
Fronumklammertes zu lösen im Gemach
einer Frau, die stündlich nutzlos den geliebten Namen sprach,
der in der Fabrik nur Zahl ist einem Triebrad aufgebunden.
O ihr aufgesparten Abendstunden,
Traumzeit, die Vergrämtes mondblau übertropft
und durch müde Schläfen lustgewitternd klopft,
daß die ausgelaugten Säfte wieder rot gesunden.
Wie verspätete Kommunikanten
stürzen wir uns doppelt eifrig in die Melodie
süßer Reden, die uns Abgespannten
wie ein hergewehter Widerhall, der Kindertage überschrie,
neu belobte Zärtlichkeit mit unverwandten
Streichelstrichen schenkt, bis wir, schon hingestürzt ins Knie,
uferlose Weltlichkeit und himmlisches Entrücken
wie gebrochenes Brot vom Saum gezückter Lippen pflücken.
HYMNE UNTER DEN KIRSCHBÄUMEN
Wenn es in Nordebenen schneite und Silber von Dächern gefror,
knallten die Öfen, und ein Kätzchen umschnurrte mein Knie.
Hier aber liegt Sonne dazwischen, hier silbert das Feld
die Frühlingsgefühle der Finken zu Tonleiter-Gebüschen.
Wünsche besticken den Weg bis zu den indigo-blauen Gebirgen
mit Wollust. Die Heilige Strasse baut Tempel um alle Bäume,
wo sich Verliebte erkennen. Und wie viele erkannten sich schon?!
Wie oft erkannte ich Deinen Rotkirschen-Mund
hier unter den Bäumen, hier unter dem taghellen Mond,
Du zartsames, schmeichlerisch silbernes Reh!
Gott hat die strengen Strafaugen geschlossen
und träumt von den roten Geländern der Brücken,
die die Kirschblüten binden an den Jungbrunnen der Erde.
O Du stille, schmeichlerisch streichelnde Hand.
Sieh, wie sich am Teich das gefesselte Lamm
hinschmiegt dem stärkern Bruder, dass er den Ring
Löse vom Pflock und der Schlinge des Stricks.
Und die Menschen gehn alle vorüber und sprechen mit Augen
des Herzens und sind wie die Grillen auf dem gelben Hügel
der Iris versunken an Lied und Lockung der Wellen.
In jeder Sekunde zeigst Du dem Wasser ein andres Gesicht.
Und immer bin ich der wachsame Hund vor der Tür Deines Munds.
Willst Du die Nacht mir auch schenken? Hinter den Bäumen die Nacht?
Was brauchen wir Bäume! Der weisse Damast,
wo wir uns betten, und blühend darüber der purpurne Kelch
heimlichster Blüten hat alle Wunder gesammelt,
die wir hier draussen uns rauben erst müssen.
Ich lächle den Spuk Deiner Götter Dir aus den Augen.
Schwer wiegt hier mein Blut und kettet Dich los.
blühende Kirschen am Teich Salagaris . . .
O Lied durch die Nacht . . .
LIEBESBALLADE IM REGEN
Auf den Straßen, zwischen den Schienensträngen,
glitzerte Wasser. Und manchesmal spritzte es unter den Bahnen
silbern empor bis zu den Fußgängerwegen.
Und die jungen Bäume dort ließen die Fahnen
aus maigrüner Seide so traurig herunter hängen im Regen.
Unter dem Glasdach einer verwitterten Kinoreklame
habe ich lange nach dem letzten Nachtauto gefroren.
Und da kamst Du mir grade gelegen:
so knabenhaft schmal in den Hüften und wie geboren
für meine Gefühle. Denn außer Dir stand keine Dame im Regen.
Und als wir uns ansahn die kurzen Sekunden
und garnicht mehr frugen, wie einer den anderen fände,
da kam uns das Blut schon auf halbem Wege entgegen
und ich küßte unter dem Schirm Dir die zitternden Hände
und habe zuletzt auch Dein Herz gefunden im Regen.
Für Dein Herz . . . da habe ich gleich ein Gedicht geschrieben,
denn wir saßen jetzt wortlos beglückt an den dunklen Tischen
in einem Café. Und aus den tropisch durchglühten Gehegen
der Geige begann jetzt Dein lüsterner Atem zu zischen,
bis ich Dich mitnahm. Sonst wärst Du allein geblieben im Regen.
In dieser Nacht aber ist alles ganz anders verlaufen,
wie ich es mir ausgedacht in meinen Gefühlen.
Und als ich beschämt Dir was schenkte, da sagtest du lächelnd: weswegen?
Und ließest auf meinen Lippen nur einen kühlen
Geschmack Deiner Armut zurück, den wird sich keine andere mehr kaufen
im Regen.
No comments:
Post a Comment